Illustration: Ein Mann legt in einer verzweifelten Geste die Hände auf den Kopf.

Gewalt gegen Männer 

Männer sind Täter, keine „Opfer“? Falsch. Gewalt im außerhäuslichen Bereich richtet sich sehr oft gegen Männer. Und auch von häuslicher Gewalt sind viele Männer betroffen. Doch sie suchen selten Beratung und Hilfe. Oft aus Scham: Der Mythos vom „starken Mann“ hält sich hartnäckig. Einfach zugängliche Angebote wie das Männerhilfetelefon erleichtern es ihnen, Unterstützung zu suchen. 

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Worterklärung (Definition)

Gewalt gegen Männer: nicht nur Täter, sondern oft auch Opfer 

Richtig ist: Die meisten Gewaltstraftaten werden von Männern begangen. 

Richtig ist auch: Viele Gewaltstraftaten richten sich gegen Männer.  

Beispiel: vollendete und versuchte Körperverletzung. Hier verzeichnet die landesweite Statistik für das Jahr 2020 26.782 weibliche und 45.436 männliche Opfer in Bayern. Bei Straftaten gegen die persönliche Freiheit war die Zahl der männlichen und weiblichen Opfer fast ähnlich hoch: 14.281 Männer und 11.253 Frauen. (Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Bayern 2020)

Männern fällt es oft schwer, Beratung und Hilfe zu suchen. „Ein Mann steckt ein (und teilt aus)“: seelische Belastungen, Schlaflosigkeit, Albträume, Ängste, Panikattacken und/oder Depressionen als Folge von Gewalterlebnissen? Darüber spricht man(n) nicht.  

Der Kopf eines Mannes in rascher Bewegung, daneben eine Faust. Es ist unklar, ob der Mann schlägt oder getroffen wird.

Mann = Täter, Frau = Opfer? Nicht unbedingt. Auch Männer erleben Gewalt. Im außerhäuslichen Bereich sogar wesentlich häufiger. Doch Männern fällt es oft schwer, nach einer Gewalterfahrung Beratung und Hilfe zu suchen.  

Die meisten Opfer von außerhäuslicher Gewalt sind männlich: Das ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass nicht nur Männer Gewalt erleiden, die sich aktiv an Auseinandersetzungen beteiligen. Und noch weniger bekannt ist, dass auch Männer häusliche Gewalt erleben. Erfahren Sie mehr: 

Außerhäusliche Gewalt gegen Männer

Durch Kollegen gemobbt, auf der Straße bedroht, im Bus attackiert, in der Kneipe als Streitschlichter in eine Schlägerei geraten: Männer sind nicht nur die häufigsten Täter, sondern auch die meisten Opfer von Gewalt im öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz. Vielleicht, weil sie sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten. Vielleicht, weil sie einen Migrationshintergrund haben, queer, Jude oder Muslim sind. Vielleicht, weil sie helfen wollen. Oder weil sie einfach nur da sind, wenn ein gewaltbereiter Mensch ein Opfer sucht. 

Plötzlich Gewalt zu erleben, massiv beleidigt zu werden, angespuckt, herumgeschubst, zusammengeschlagen: Das macht etwas mit einem Menschen. Auch mit einem starken Mann. Die Folgen reichen – über mögliche körperliche Verletzungen hinaus – von Verunsicherung und einem mulmigen Gefühl an bestimmten Orten bis zu massiven seelischen Belastungen, Ruhelosigkeit, Stimmungsschwankungen, Ängsten, Depressionen.  

Gewalterfahrungen können das ganze Leben belasten. Das gilt nicht nur für akute Gewalterlebnisse, sondern auch für lange zurückliegende. Gerade Gewalterlebnisse in der Kindheit oder Jugend können bis ins Erwachsenenalter nachwirken: als anhaltender Schmerz, unauslöschliche Angst und tiefe Verletzung der Seele.   

 

Hilfe für gewaltbetroffene Männer

  • Sie haben als junger Mensch Misshandlung oder Missbrauch erfahren? 
  • Sie leiden an den Folgen einer Gewalttat? 
  • Sie erleben zurzeit seelische, körperliche oder sexualisierte Gewalt? 
  • Sie brauchen jemanden zum Reden, Rat und Hilfe? 

Es gibt Beratungsstellen und Hilfeangebote speziell für Männer. Sie müssen sich nicht in Ihrer Familie, im Freundes- oder Kollegenkreis outen! Die Beratung ist anonym und vertraulich. Ihre Ansprechpersonen sind Profis, die sich in Ihre Lage einfühlen können. Und die Ihnen zur Seite stehen! Hier finden Sie Anlaufstellen und das bayerische Netzwerk für von häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffene Männer: direkt zur HILFE-Box oder zum bayerischen Netzwerk

 

Ein Mann sitzt auf einer Treppe. Er schaut ins Leere, die Hände auf den Mund gepresst.

Ein Mann in Ihrem Umfeld hat sich zurückgezogen, verschlossen, wirkt ängstlich oder belastet? Signalisieren Sie ihm: Ich höre dir zu, nehme dich ernst, bin für dich da! 

Häusliche Gewalt gegen Männer 

Schluss mit den Vorurteilen, hier sind die Fakten: Fast jede fünfte Anzeige wegen Partnerschaftsgewalt stammt von einem Mann. Männer erleiden in der Partnerschaft psychische Gewalt, aber auch körperliche Angriffe und sexualisierte Gewalt. Aus Scham suchen viele gewaltbetroffene Männer keine Hilfe. Fachleute gehen deshalb von einer hohen Dunkelziffer aus.  

(Videotipp: zur PULS-Reportage „Häusliche Gewalt gegen Männer“

Oft stecken Männer die Demütigungen, Drohungen und/oder Schläge jahre- und sogar jahrzehntelang ein. Diese Männer wehren sich nicht – denn sie wollen nicht selbst zum Täter werden. Häufig lieben sie ihre Partnerin oder ihren Partner, trotz der Gewalt. Sie wollen die Beziehung nicht aufgeben, sondern verändern. Oder sie fürchten sich vor Spott und Verachtung in ihrem Umfeld, wenn sie den gemeinsamen Haushalt verlassen, um der Gewalt zu entkommen.   

WAS SIE WISSEN SOLLTEN ...

Männer fangen an, über ihre Gewalterfahrung zu sprechen 

Lange Zeit war es still um betroffene Männer. Sie schwiegen, wurden nicht wahrgenommen. Heute reden immer mehr Männer über ihre Erfahrungen. Häusliche Gewalt gegen Männer ist ein Thema geworden. Und es gibt erste Hilfeangebote: Beratungsstellen und Wohnungen, in denen sie Schutz und Ruhe finden können, Kraft schöpfen und – begleitet von Beratungs-Profis – ihr Leben neu ordnen.  

Sie sind von Gewalt betroffen? Beratungsangebote finden Sie unten in der roten HILFE-Box

Gewalt gegen Männer: unser Blog-Tipp

Kennen Sie schon unseren Blog mit aktuellen Themen, Storys, Porträts und Interviews? Hier finden Sie einige Lesetipps zum Thema. Schauen Sie rein: 

Hotline für Männer!

Das Männerhilfetelefon 

Ein bundesweites Frauenhilfetelefon gibt es schon lange. Bayern und Nordrhein-Westfalen haben ein ähnliches Angebot für Männer entwickelt: Im April 2020 ging das Männerhilfetelefon an den Start. Inzwischen beteiligen sich auch Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz an dem Angebot, auch alle anderen Bundesländer können mitmachen.

Gut zwei Drittel der bisherigen Kontakte kamen direkt von betroffenen Männern. Sie litten akut unter einer Gewaltsituation oder hatten vor längerer Zeit – auch als Kind oder Jugendlicher – Gewalt erlebt. Auch Menschen aus dem sozialen Umfeld und vor allem Fachkräfte (zum Beispiel von anderen Beratungsstellen oder der Polizei) holten sich Infos und Rat. Das Team des Männerhilfetelefons berät die betroffenen Männer und vermittelt sie bei Bedarf zum Beispiel an Stellen zur psychosozialen oder rechtlichen Beratung bzw. an Schutzeinrichtungen weiter. 

Zum Flyer „Männerhilfetelefon"

Männerhilfetelefon: FAQs

  • Jeder Mann, der Gewalt oder eine Grenzüberschreitung erlitten hat und darunter leidet. Egal, ob zu Hause, am Arbeitsplatz, in einer Bar, im Club, im Stadion oder auf der Straße.  
     
    Nicht nur körperliche und sexualisierte Gewalt hinterlassen Spuren. Auch Kränkungen oder Demütigungen können verletzen. Eine Erfahrung hängt Ihnen schmerzhaft nach? Sie stecken in einer Gewaltsituation fest und können sich nicht selbst befreien: 
     
    Rufen Sie an unter 0800 1239900
     
  • Das Umfeld von gewaltbetroffenen Männern: Sie machen sich Sorgen um einen Angehörigen, Freund, Kumpel oder Mitarbeiter? Rufen Sie beim Männerhilfetelefon an und holen Sie sich Rat! 
  • Fachkräfte, zum Beispiel von Beratungs- und Gleichstellungsstellen, aus dem Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie der Polizei. 

Ein kompetentes Team aus den Fachrichtungen Psychologie, Pädagogik und Therapie. 

Alle Beraterinnen und Berater  

  • sind erfahren in der Männerarbeit.  
  • verstehen Sie und nehmen jede Frage ernst. 
  • können Ihnen helfen, Lösungen zu finden. 

Die Beratung ist absolut sicher. 

Sie müssen Ihren Namen nicht nennen. 

Alle Angaben und Daten werden vertraulich behandelt. 

An fünf Tagen pro Woche können Sie sich telefonisch und online (E-Mail oder Sofort-Chat) beraten lassen. 

Hier finden Sie alle Infos, Sprechzeiten und Kontaktdaten: zum Männerhilfetelefon

Das Männerhilfetelefon ist 100 Prozent ...

  • kostenfrei! Sie zahlen keinen Cent, weder für den Anruf noch für die Beratung. 
  • anonym! Sie müssen Ihren Namen nicht nennen. 
  • vertraulich! Ihre Angaben und Daten werden vertraulich behandelt.  
  • auf Ihrer Seite! Bei allen Fragen und Problemen. Bei jeder Erfahrung mit Gewalt! 
 Logo: Männerhilfetelefon. Nummer: 0800 1239900.

An fünf Tagen pro Woche erreicht man(n) das Männerhilfetelefon. Übrigens nicht nur telefonisch, sondern auch per E-Mail und im Chat.   

Hier finden Sie weitere Hilfe

Bayerische Beratungs- und Unterstützungsangebote für von häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffene Männer und Jungen:

In Bayern gibt es verschiedene Pilotprojekte, die Beratung, Unterstützung und Schutz für gewaltbetroffene Männer und Jungen anbieten. Neben den Betroffenen können bei Bedarf auch Angehörige und Fachkräfte sich an diese Beratungsstellen wenden.

Das Hilfetelefon Gewalt an Männern steht telefonisch (0800 1239900), per Sofort-Chat/Onlineberatung zur Verfügung und unterstützt ggf. beim Zugang zu den weiteren Hilfe- und Unterstützungsangeboten.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Jungen*- und Männer*arbeit Bayern sorgt für eine gemeinsame Supervision für die Mitarbeitenden der Projekte. Zusätzlich bietet die LAG Informations- und Sensibilisierungsveranstaltungen zum Thema Prävention, Beratung und Schutz für von häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffene Männer in Bayern.

Zur Website der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen*- und Männer*arbeit Bayern

Beratung für Männer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, findet in ganz Bayern statt. Für den nordbayerischen Raum übernimmt dies ISKA in Nürnberg. Für Südbayern stehen MIM in München sowie die AWO in Augsburg mit Beratungsstunden zur Verfügung.

Zu den Beratungsangeboten: ISKA, MIM, AWO

Gewalt hat viele Gesichter! Aus diesem Grund gibt es Projektträger, die Männer beraten, die in Kindheit und Jugend von sexualisierter Gewalt betroffen waren. Wichtige Anlaufstellen für diesen Bereich sind die Träger Schutzhöhle in Hof mit der Männerberatung in Oberfranken und das Netz e.V. Weilheim.

Das Projekt der Schutzhöhle findet durch den Träger Avalon in Bayreuth, der sich intensiv mit der Prävention von sexualisierter Gewalt auseinandersetzt, eine sinnvolle Ergänzung.

Zu den Hilfeangeboten: Männerberatung in Oberfranken, Netz e.V. Weilheim, Avalon in Bayreuth

Für Männer, die unter Traumafolgestörungen durch häusliche und/oder sexualisierte Gewalt (auch in Kindheit und Jugend) leiden, bieten das Traumahilfezentrum München sowie das Traumhilfezentrum Nürnberg mit einer Kombination aus verbalen, kunst- und körperorientierten Angeboten gezielte Unterstützung und Hilfe an.

Zu den Hilfeangeboten: Traumahilfezentrum München, Traumahilfezentrum Nürnberg

Um frühzeitig sexualisierter Gewalt entgegenzutreten, gibt es das Jungenbüro in Nürnberg und die KIBS Beratungsstelle in München. Zudem gibt’s das Netz e.V. in Weilheim.

Zum Beratungsangebot: Jungenbüro in Nürnberg, KIBS Beratungsstelle in München, Netz e.V. in Weilheim

Das Jungenbüro in Nürnberg versteht sich als Fachstelle für Jungen und junge Männer (10 - 21 Jahre), die durch sexuell grenzverletzendes Verhalten auffällig geworden sind, und bietet Beratungen für den nordbayerischen Raum an. Für den südbayerischen Raum finden Jungen (unter 14 Jahren), die durch sexuell grenzverletzendes Verhalten auffällig geworden sind, bei KIBS in München Beratung und Hilfe.

Zu den Beratungsangeboten: Jungenbüro in Nürnberg, KIBS in München

Es gibt Situationen, in denen Beratung noch nicht oder nicht mehr die geeignete Hilfe darstellt. Da braucht es Schutz. Der SKM in Augsburg bietet eine Schutzwohnung mit 4 Plätzen für den südbayerischen Bereich an. Die Caritas in Nürnberg stellt mit der gleichen Platzzahl eine Schutzwohnung für Nordbayern zur Verfügung.

Zu den Schutzwohnungen: SKM in Augsburg, Caritas in Nürnberg

Für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intersexuelle oder queere Menschen, die Diskriminierung und Gewalt erlebt haben bzw. aktuell davon betroffen sind, steht Strong! zur Verfügung.

Zur Website von Strong!

Traumaambulanzen: schnelle Hilfe nach Gewalt!

Sie brauchen Rat und Hilfe, jetzt? Auch Traumaambulanzen können Betroffenen von Gewalt helfen. Bayernweit gibt es dieses Angebot für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche. Nähere Infos finden Sie auf der Website des ZBFS.

Gewalt gegen Männer: Beratung & Hilfe

    • Sie erleben Gewalt? Sie leiden an einer länger zurückliegenden Gewalterfahrung? Sie möchten einen gewaltbetroffenen Mann unterstützen? Hier finden Sie wichtige Anlaufstellen.

    • 110

      Sie werden akut bedroht? Oder jemand in Ihrem Umfeld? Rufen Sie sofort die Polizei.

    • Hilfetelefon Gewalt an Männern

      Das Hilfetelefon berät und unterstützt Männer, die von Gewalt betroffen sind: telefonisch und per E-Mail oder Chat, anonym und kostenfrei. Telefon: 0800 1239900

    • Wohnungen für gewaltbetroffene Männer

      Für Nordbayern: Wohnung Riposo in Nürnberg. Telefon: 0911 2354137 . Für Südbayern: Wohnung ADAMI in Augsburg. Telefon: 0821 45033920.

    • Strong! LGBTIQ*-Fachstelle

      Bayernweite Beratung für schwule, bisexuelle, queere und trans Männer, die Opfer von Gewalt wurden. Live-Chat oder Telefon: 0800 00 112 03

    • Zum Hilfe-Finder

      Sie suchen weitere Beratungs- oder Hilfeangebote, im Web oder in Ihrer Nähe? Hier können Sie gezielt nach Ihrem Thema filtern.

Tiefer einsteigen: Themenseiten

Von der häuslichen Gewalt bis zur Zwangsheirat: Auf unseren Themenseiten finden Sie Infos zu Formen von Gewalt, die auch Männer betreffen können: