Psychische Gewalt
Psychische (auch: seelische oder emotionale) Gewalt ist „unsichtbar“: Man kann von außen meist weder die Gewalttat noch ihre Folgen sehen. Die psychische Gewalt hat viele Formen, vom Beschimpfen, Verspotten und Bloßstellen bis zu Drohung und Erpressung. Auch Stalking und Mobbing zählen zur psychischen Gewalt. Die Opfer leiden massiv, oft ein Leben lang.
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Was ist psychische Gewalt?
Physische (= körperliche) Gewalt zielt auf den Körper des Opfers; psychische (auch: seelische, emotionale) Gewalt auf seine Gefühle und Gedanken, auf sein Innerstes, auf Kopf, Herz und Seele. Psychische Gewalt ist ein Angriff auf die Selbstsicherheit und das Selbstbewusstsein eines Menschen. Wer psychische Gewalt ausübt, will sein Opfer kleinmachen, demütigen, verstören und/oder verängstigen – und Kontrolle und Macht über den Menschen gewinnen.
Psychische Gewalt kann überall geschehen: zu Hause, in der Ehe, Partnerschaft und Familie. In der Schule, am Arbeitsplatz, in der Clique und im Verein. Überall dort, wo Menschen regelmäßig eng miteinander umgehen. (Eine Ausnahme kann das Stalking darstellen; manchmal stellen auch Fremde einem Menschen nach.)
Merkmale psychischer Gewalt
- Psychische Gewalt ist nicht sichtbar. Aber spürbar. Sie kann Menschen schwer verletzen und (dauerhaft) krank machen.
- Oft dauert es lange Zeit, bis einem Menschen bewusst wird: „Ich erleide seelische Gewalt.“
- Psychische Gewalt kann in körperliche Gewalt münden oder gleichzeitig mit ihr geschehen.
- Psychische Gewalt ist nicht „schlimmer“ oder „weniger schlimm“ als körperliche Gewalt. Beide Formen von Gewalt können das Opfer schwer und dauerhaft zeichnen. Körperliche Gewalt belastet auch die Seele – und psychische Gewalt kann sich auch körperlich auswirken.
- Psychische Gewalt macht häufig einsam. Das Opfer zieht sich zurück – und ist damit dem Täter oder der Täterin noch mehr ausgeliefert. Er oder sie ist dann oft die einzige Bezugsperson. Um ihn/sie nicht zu verlieren, erträgt das Opfer lange die Gewalt.
Symbolbild: „Wann. Hört. Es. Endlich. Auf?“ Psychische Gewalt wirkt nach, manchmal ein Leben lang. Häufige Folgen sind Schlaflosigkeit, Schmerzen, Angststörungen und andere Erkrankungen von Seele und Körper.
Die Methoden psychischer Gewalt
- Bei der Gewalt gegen die Seele werden oft Worte zur Waffe, zum Beispiel gekleidet als Respektlosigkeit, Herablassung, Beleidigung oder Beschimpfung.
- Auch das bewusste, ständige Schweigen, Übersehen und Meiden kann verletzen und zutiefst verstören.
- Fotos werden eingesetzt, um einen Menschen bloßzustellen, zu mobben oder zu erpressen.
- Bestimmte Tiere oder Gegenstände können Menschen einschüchtern oder ängstigen. Zum Beispiel eine Spinne oder Maus, die man im Zimmer eines Menschen freilässt, der panische Angst vor diesen Tieren hat. Oder ein Gegenstand mit besonderer symbolischer Bedeutung.
- Auch die bloße Anwesenheit eines bestimmten Menschen kann psychische Gewalt sein. Zum Beispiel, wenn ein Stalker seinem Opfer ständig auflauert und/oder nachschleicht.
Beispiele für psychische Gewalt gegen Kinder
Man spricht von psychischer Gewalt oder Misshandlung, wenn Eltern oder andere Bezugspersonen ein Kind
- aktiv zurückweisen (es zum Beispiel zum Sündenbock machen),
- vor anderen herabsetzen und demütigen (es zum Beispiel bloßstellen oder Lügen über das Kind verbreiten),
- im häuslichen Umfeld herabsetzen (es zum Beispiel zwingen, Erbrochenes zu essen),
- zu kriminellen Handlungen anleiten,
- absichtlich extremer Angst aussetzen (zum Beispiel der Dunkelheit oder Tieren, vor denen es sich fürchtet) und/oder
- isolieren, also von anderen Menschen fernzuhalten.
(Quelle: Childhood Experience and Care Interview, Bifulco et al., 1994)
Psychische Gewalt durch Symbole: Das vielleicht berühmteste und anschaulichste Beispiel ist der abgetrennte Pferdekopf, den im Kinoklassiker „Der Pate“ ein Filmproduzent morgens neben sich im Bett findet. Es ist der Kopf seines Lieblingspferds: Mit der schockierenden Drohung bewegt ihn der Mafiaboss Corleone dazu, seinem Patensohn eine Filmrolle zu geben.
Folgen psychischer Gewalt
- Psychische Gewalt kann schwere Auswirkungen haben. Die Opfer können etwa ihr Selbstwertgefühl verlieren, in ständiger Furcht leben oder sich immer weiter zurückziehen.
- Psychische Gewalt kann krank machen. Häufige Folgen sind zum Beispiel Schlaflosigkeit, Essstörungen, Schmerzen, Angsterkrankungen, Traumata
(= schwere seelische Verletzungen) und Depressionen. - Die Folgen psychischer Gewalt können Opfer ein Leben lang belasten.
- Manche Gewaltopfer versuchen, sich das Leben zu nehmen.
Empowerment: die eigenen Stärken entdecken!
Opfer von psychischer Gewalt fühlen sich oft isoliert: Aus Angst vor dem Täter bzw. der Täterin und/oder aus Furcht, dass niemand ihnen glaubt, wenn sie Hilfe suchen. Wie kann man Gewalt beweisen, die keine blauen Flecken oder offene Wunden hinterlässt? Oft hilft es Opfern, sich jemanden anzuvertrauen: einem nahestehenden Menschen oder einem Profi in einer Beratungsstelle.
Symbolbild: nicht mit uns: In Workshops, Selbsthilfegruppen, einer Profi-Beratung oder vielleicht auch einer Therapie können Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihr Selbstbewusstsein stärken.
Das Ziel einer Beratung kann ein „Empowerment“ sein. Mit gestärktem Selbstbewusstsein fällt es leichter, psychische Angriffe ins Leere laufen zu lassen und/oder eine gewaltbelastete Beziehung zu beenden.
Was ist Empowerment?
„Empowerment“ bedeutet: Man hilft einem Menschen, seine eigenen Stärken zu erkennen und für sich zu nutzen – und zwar selbstständig und selbstbestimmt.
Von Mobbing bis Gaslighting: Auf unseren Themenseiten finden Sie Infos und Beispiele zu verschiedenen Formen psychischer Gewalt.