Ein Junge im Grundschulalter schaut gemeinsam mit einer Erwachsenen auf einem Tablet einen Comic an.

Hilfe in Krisen: die AETAS Kinderstiftung

Ein Mensch wird aus dem Leben gerissen, durch einen Unfall, einen Suizid oder ein anderes traumatisches Ereignis. Die Angehörigen stehen unter Schock, sind wie gelähmt. Und wer kümmert sich um die Kinder? Die AETAS Kinderstiftung. Ihr Team stützt, berät und stärkt Kinder, Jugendliche und ihre Familien im Großraum München – und bildet bayernweit Fachkräfte in der KinderKrisenIntervention fort.

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Hilfe bei Suizidgedanken und Sorge um andere

Trigger-Warnung

In diesem Beitrag geht es unter anderem um gewaltsamen Tod von Angehörigen. Das Thema belastet Sie oder dich? Dann am besten direkt hierhin klicken: zu den „Kurswechsel“-Materialien oder zu den Hilfeangeboten.

Hilfe bei Suizidgedanken: Sie denken darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Du möchtest nicht mehr weiterleben? Suchen Sie sich bitte unbedingt sofort Hilfe und Unterstützung: Hilfe-Angebote bei Suizidgedanken

Hilfe bei Sorge um andere Menschen: Hier gibt es Infos und Tipps für Angehörige, Freundinnen und Freunde und alle anderen, die helfen wollen: Selbsttötung (Suizid) vorbeugen

Über … die AETAS Kinderstiftung

Krisenintervention bei Kindern und Jugendlichen

Illustration: Ein Leuchtturm steht an der Küste und blinkt übers Meer. Logo: AETAS Kinderstiftung – KinderKrisenIntervention.

Kindern in Lebensstürmen ein Leuchtturm sein: Das ist Motto und Ziel der AETAS Kinderstiftung.

Wenn junge Menschen etwas sehr Schlimmes erlebt haben – zum Beispiel einen plötzlichen und/oder gewaltsamen Tod in ihrem Umfeld –, hilft die AETAS Kinderstiftung. Sie unterstützt Kinder, Jugendliche und deren Eltern oder Betreuungspersonen in Krisen, im akuten Leid und in der Trauer. Das Ziel: seelische Verletzungen (Traumata) gut verarbeiten und späteren psychischen Erkrankungen vorbeugen. Die AETAS Kinderstiftung bietet Akutberatung (= direkt nach dem Ereignis), Regelberatung (= längerfristig, bis zu einem Jahr), Gruppen für Kinder und für Jugendliche sowie Unterstützung und Fortbildung für Fachkräfte.  

Das Konzept zur KinderKrisenIntervention (= sofort eingreifen und unterstützen) hat das Leitungsteam der AETAS Kinderstiftung selbst entwickelt. Ebenso wie die Materialien für Fachkräfte: Das Projekt „Kurswechsel“ liefert mit Videos und Download-Angeboten eine Anleitung und Übungen zur Stabilisierung für Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen. Im Mittelpunkt stehen „Seefahrerkinder“, die durch heftige Lebensstürme segeln. „Leuchttürme“ lotsen die Kinder und Jugendlichen in einen sicheren Hafen. Mehr über „Kurswechsel“-Materialien erfahren

Für die AETAS Kinderstiftung arbeiten Fachkräfte (Beratung, Gruppenarbeit), ehrenamtliche Kräfte (Kinderbetreuung bei Aktionen), Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ein ärztliches Beratungsteam. Gegründet wurde die Stiftung 2013 von Florian Rauch, heute ehrenamtlicher Geschäftsführer, mitinitiiert von seiner Stellvertreterin Nicole Rinder. Das Hilfeangebot der AETAS Kinderstiftung ist unbürokratisch, spendenfinanziert und für die Betroffenen kostenfrei. Das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales fördert das Projekt „Kurswechsel“. 

TIPP: Krisendienste Bayern

Die Krisendienste Bayern bieten Hilfe und Unterstützung in seelischen Notlagen. Die Beraterinnen und Berater hören in Ruhe zu, klären gemeinsam mit Ihnen die wichtigsten Fragen und zeigen mögliche Wege aus der Krise auf. Wenn Sie rasch Hilfe vor Ort brauchen, ist ein mobiles Einsatzteam innerhalb von einer Stunde bei Ihnen. Auch Angehörige, Fachkräfte und Fachdienste können sich an die Krisendienste Bayern wenden. Die Fachkräfte der Krisendienste unterstützen bayernweit rund um die Uhr.

Telefon: 0800 655 3000

Weitere Infos: zu den Krisendiensten Bayern

Unsere Gesprächsrunde 

Porträtaufnahmen: Simon Finkeldei, Tita Kern und Susanna Rinne-Wolf.

Tita Kern (Mitte) ist die fachliche Leiterin der AETAS Kinderstiftung, Simon Finkeldei der psychotherapeutische Leiter. Susanna Rinne-Wolf ist zuständig für Wissenschaft und Forschung.  

Tita Kern, Psychotraumatologin und systemische Familientherapeutin, und Simon Finkeldei, Psychologe und Psychotherapeut, leiten die AETAS Kinderstiftung fachlich, beraten Familien und unterstützen Fachteams. 

Beide begannen ihre berufliche Laufbahn im Rettungsdienst. Immer wieder erlebten sie, wie Familien durch Unfälle oder Gewalttaten ihre Liebsten verloren – und den Boden unter ihren Füßen. Wie kann man Kindern und Jugendlichen durch eine Krise und Trauma helfen, direkt nach dem Ereignis und danach, so lange sie eben Hilfe brauchen? Die Frage ließ Tita Kern und Simon Finkeldei nicht los. Miteinander entwickelten sie das Konzept für die Aufsuchende Psychosozial Systemische Notfallversorgung (APSN) – und damit die Grundlage für ein Pilotprojekt (2007), das schließlich in die AETAS Kinderstiftung mündete (2013). 

Susanna Rinne-Wolf arbeitete als Hebamme und in der Suchtberatung, baute ein Projekt für Frühe Hilfen auf und studierte unter anderem Health Science – Prevention and Health Promotion. 2020 stieß sie zum Wissenschaftsteam der AETAS Kinderstiftung, das sie seit 2022 leitet. 

 

Hilfe für Kinder, Jugendliche und Bezugspersonen

Die wichtigste Botschaft in Krisen: Ihr seid nicht allein! 

Rund 450 Systeme und weit mehr als 1.000 Menschen habe die AETAS Kinderstiftung allein im vergangenen Jahr begleitet, sagt Tita Kern. Ein „System“ kann eine verwitwete Mutter mit ihren beiden Kindern sein, die Großeltern mit dem verwaisten Enkel oder eine ganze Kita-Gruppe, deren Erzieherin verunglückt ist. „System“: Der Fachbegriff klingt distanziert – und wurde doch nie herzenswärmer ausgesprochen als vom AETAS-Team, das sich in den Räumen der Kinderstiftung zum Gespräch mit „Bayern gegen Gewalt“ zusammengefunden hat. Wann auch immer eine der Fachkräfte ein „System“ trifft, ist etwas sehr Schlimmes passiert. Eine Angehörige hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Ein Kita-Erzieher ist bei einem Unfall gestorben. Das Kind hat einen Amoklauf oder ein Attentat miterlebt. Oder der Vater hat die Mutter angegriffen und getötet. 

Auf einen Blick: Angebote der AETAS Kinderstiftung für Kinder, Jugendliche und Familien

  • Wann? Nach einem plötzlichen traumatisierenden Ereignis wie zum Beispiel der (versuchten) Tötung oder Selbsttötung einer nahestehenden Person, einem schweren Unfall, traumatischen Todesfall – oder auch, wenn Kinder und Jugendliche einen Anschlag oder Amoklauf miterlebt haben.  
  • Was? Fachberatung (keine Therapie): Akutberatung in den ersten 10 Tagen nach dem Ereignis, Regelberatung in der Zeit danach, bis zu einem Jahr lang, außerdem Gruppenarbeit für Kinder und für Jugendliche. 
  • Wo? Im Großraum München (in der AETAS Kinderstiftung oder bei den Betroffenen vor Ort), telefonisch oder online. 

Besucht Tita Kern eine Familie zur Akutberatung, liegt das schreckliche Ereignis meist erst ein paar Stunden oder einen Tag zurück. Die Familie ist zutiefst erschüttert, wie abgeschottet in ihrem Entsetzen, ihrem Kummer, allein mit ihren überwältigenden Fragen, dem Wie, Was, Warum – und den kleinen und großen praktischen Angelegenheiten – welchen überhaupt? – die geklärt werden müssen. Und dann kommt Tita Kern und sagt: „Ihr seid nicht allein. Es gibt Dinge, die ihr tun könnt. Wir sortieren die nächsten Schritte.“ Eine unglaubliche Erleichterung.  

Ein Beispiel: Begleitung nach einem Suizid in der Familie 

Tita Kern schildert beispielhaft eine Geschichte. Ein Mädchen, 13 Jahre alt, kommt nach der Schule heim. Die Mama ist noch im Büro, der Papa zu Hause, er ist krankgeschrieben. Als das Mädchen nach ihm ruft, bleibt es still in der Wohnung. Doch an der Badezimmertür hängt ein Zettel mit drei kurzen Sätzen: „Komm nicht rein. Hol die Polizei. Hab‘ dich lieb.“ Das Mädchen will rein, will helfen, es drückt die Klinke, stemmt sich gegen die Tür, doch da ist ein Widerstand. Das Mädchen greift zum Handy, wählt die 110. Schnell stehen Polizei und Rettungskräfte vor der Tür. Im Bad finden sie den Vater; er hat sich das Leben genommen. 

Den Kopf ruhiger und das Herz sicherer machen 

Tita Kern kommt am selben Tag. Sie erinnert sich noch genau an die Begrüßungsworte der Mutter. Wenn Tita Kern aufs Klo müsse, sagt sie, dann könne sie zur Nachbarin gehen. Die Wohnung von Mutter und Tochter hat nur ein Bad und in dem lag der tote Vater. Tita Kern setzt sich mit der Frau und dem Kind zusammen, die plötzlich Witwe und Halbwaise sind und wie gelähmt vom unfassbaren Schrecken. „Der Kopf funktioniert anders in einer solchen Situation“, weiß Tita Kern. Immer neue Fragen ploppen hoch. Wie soll ich mit meinem Kind reden? Wie kann ich mich um mein Kind kümmern, wenn doch gerade auch meine Welt zerbrochen ist? – Soll ich morgen in die Schule gehen? – Habe ich etwas falsch gemacht, hätte ich zu Hause bleiben sollen? – Wie kann ein Papa, der mich liebhat, so etwas tun? Stimmt etwas nicht mit mir? – Was passiert jetzt?  

Immer für die Familie erreichbar 

„Unsere Aufgabe ist es, den Kopf ruhiger und das Herz sicherer zu machen“, schildert Tita Kern. „Zu vermitteln: Jemand hat mich an der Hand, bezieht mich ein, weiß, was als Nächstes kommt.“ Die Gerichtsmedizin ist eingeschaltet, die Polizei, ein Bestattungsunternehmen. Tita Kern dröselt alle weiteren Fragen auf: Was ist wichtig? Wer muss informiert werden? Was kann warten? Und sendet immer wieder die Botschaft: Ihr könnt mich erreichen. Wir sind da, Schritt für Schritt, ihr seid nicht allein. 

„Kinder machen unfassbare, gute Wege, auch mit Belastungen. Mit unserer Hilfe tun sie sich leichter. Wir vermitteln: Jemand hat mich an der Hand, bezieht mich ein, weiß, was als Nächstes kommt. Und wir zeigen ihnen, was sie selbst tun können, damit es besser wird.“ 

Tita Kern

Die nächsten Tage, Wochen, Monate sind hart für Mutter und Tochter. Doch Tita Kern ist da. Wenn der Schock sich auflöst in den ganz großen Schmerz. Wenn sich nachts die Albträume und am Tag die Schreckensbilder in den Gedanken und Gefühlen festkrallen. Tita Kern zeigt dem Mädchen Übungen, die ihr helfen, Ruhe zu finden, durchzuatmen, ihre Gedanken auf Stärkendes zu lenken, aus Quellen für Trost und Kraft zu schöpfen. „Kinder machen unfassbare, gute Wege, auch mit Belastungen. Mit unserer Hilfe tun sie sich leichter. Wir zeigen ihnen, was sie selbst tun können, damit es besser wird.“ Gemeinsam mit dem Kind findet sie Worte für das Unaussprechliche, gemeinsam begreifen sie das Unfassbare.  

Was soll man Kindern sagen? Und wie? Jedes Ereignis ist anders. Jede Familie ist anders. Für jedes Kind müssen andere, passende Worte gefunden werden. Auch dabei hilft Tita Kern. Eines Tages erzählt ihr das Mädchen, wie Begegnungen mit den Großeltern ablaufen, den Eltern des toten Papas. Mit Tränen in den Augen sehe die Oma sie an und sage: „Wie konnte er dir das nur antun?“ Beim letzten Mal habe sie geantwortet: „Oma, ich muss dir mal was erklären: Der Papa hatte eine Krankheit. Aber im Liebhaben war er 1a!“ Tita Kern lächelt breit. Sie ist enorm stolz auf die Kids, die sie begleitet – und die auch sie als Fachfrau immer wieder verblüffen. 

Porträtfoto: Tita Kern.

Tita Kern ist Profi für Kinder in Krisen. Wenn sie Familien nach einem Todesfall zu Hause besucht, achtet sie besonders auf die Allerjüngsten. „Gerade Kinder unter sechs Jahren sind gefährdet, übersehen zu werden.“ Sie unterstützt Eltern dabei, die passenden Themen und Worte für jedes Kindesalter zu finden – und zum stabilen „Leuchtturm“ zu werden, der den Kindern wieder Orientierung bieten kann. 

Die Großen brauchen Hilfe, damit sie die Kleinen unterstützen können 

Auch eine 5-Jährige und ihre Mutter haben den Vater und Mann verloren. Sie haben die akute Phase überstanden, den ersten Schock; nun müssen sie sich einspielen in ihrem Leben zu zweit und im Umgang mit der Traurigkeit. Die Tochter möchte vieles wissen. Die Mutter ringt um kindgerechte, stärkende Antworten; doch manchmal ist sie unsicher. Deshalb liegt bei den beiden zu Hause ein „Tita-Block“. Darauf notiert die Mutter jede Frage, auf die sie keine passende Antwort weiß. Zum Beispiel, was mit den großen Knochen passiert, wenn ein Mensch nicht mehr in seinem Körper wohnen kann. Zu jedem Termin mit Tita Kern trägt das Mädchen strahlend den Block mit all den neuen Fragen vor sich her, die Mutter folgt, entlastet, erleichtert. „Die beiden“, sagt Tita Kern, „werden ein immer besseres Team.“  

Der Tod ist kein Tabu, auf jede Frage gibt es eine Antwort 

Dass alle Kinderfragen beantwortet werden, sei sehr wichtig, betont Simon Finkeldei. „Aber die Erklärungsmodelle müssen individuell passen.“ Tut das weh, wenn man erstickt, sich in den Kopf schießt, aus dem Fenster springt? Welchen Schutzzauber hat der Körper, der ihm hilft? Das Umfeld der Familie rate oft: „Sag’s dem Kind bloß nicht!“ So wird das Thema zum Tabu, erhöht den Stress für das Kind, kann Schuldgefühle erzeugen. Susanna Rinne-Wolf hat für ihre Studien betroffene Familien befragt. „Das Wichtigste für sie war, dass ihnen jemand Worte gibt, um das Unbegreifbare auszusprechen.“ 

Jugendliche haben andere Bedürfnisse als Kinder, auch beim Verarbeiten von potenziell traumatisierenden Ereignissen. „Die Älteren kommen auch gern mal allein zu uns, um zu Hause rauszukommen – oder um ein Thema bei uns zu parken und hierzulassen“, sagt Tita Kern. Bei Weitem nicht alle Jugendlichen sind begeistert, wenn sie hören, dass sie zur Beratung sollen. Dann helfen Humor und die ehrliche Zusicherung, dass sie über nichts reden müssen, über das sie nicht sprechen wollen. Tipps, wie es ein bisschen besser gehen kann und was hilft, sind häufig interessanter als die Aussicht auf ein Gespräch. Kein Kind muss mit ihr reden, doch wer möchte, darf alles sagen, alles fragen. Und auch lachen. Über schöne Erinnerungen an die große Schwester, den Papa. Oder über ganz anderes, was langsam wieder größer und wichtiger wird, Freundschaften, Schule, Hobbys, Verliebtsein.  

„Das Wichtigste für Familien? Dass ihnen jemand Worte gibt, um das Unbegreifbare auszusprechen.“ 

Susanna Rinne-Wolf
Porträtfoto: Susanna Rinne-Wolf.

In ihren Interviews mit betroffenen Familien hört Susanna Rinne-Wolf oft von gut gemeinten Tipps aus dem Umfeld. Andere berichten davon, dass ihr Umfeld eher verstummte und hilflos erstarrte. Die Wissenschaftlerin schüttelt den Kopf. „Ich finde es so gut, dass in unserem Team gemeinsam mit jeder Familie ein Narrativ gefunden wird – eine sinnstiftende Erklärung –, das weder ängstigt noch verleugnet, und das zur Familie passt.“ 

Wenn viele Menschen betroffen sind 

Die AETAS Kinderstiftung arbeitet auch in großem Maßstab. Zum Beispiel, als Züge aus der Ukraine ankamen, mit Tausenden, die vor dem Angriffskrieg geflohen waren, mit Kindern und Jugendlichen, übernächtigt, verwirrt, voller Angst. Oder als in einem Münchner Einkaufszentrum ein Gewalttäter neun Menschen tötete, fast alle Jugendliche und Heranwachsende: Das Team der AETAS Kinderstiftung war zur Stelle. Immer mit dabei: die Notfall-Rucksäcke, gefüllt mit Infoflyern in vielen Sprachen, Kuscheltieren, Malsachen, kleinen Spielen. Wirklich, Spiele? Ja, denn sie geben Hand und Kopf etwas zum Festhalten. Nach einer langen Flucht im Zug kann es auch der Schaumstoff-Fußball sein, der durch die Notunterkunft gekickt wird. „Gefühle brauchen Luft und Belastung braucht Bewegung“, sagt Tita Kern. Die Kinderstiftung hilft „von der Stunde Null bis zu einem Jahr“, erklärt Simon Finkeldei und holt weit mit dem Arm aus. „Denn um Albträume zu kriegen, muss ich erstmal geschlafen haben.“ 

Unterstützung & Fortbildung für Fachkräfte

Fachkräfte stärken für den Umgang mit Krisen 

Fachkräfte in Kitas, in der Kinder- und Jugendarbeit oder der Erziehungs- und Familienberatung sind kompetent und erfahren. Doch die Begleitung von Kindern und Jugendlichen nach einem plötzlichen und/oder gewaltsamen Tod erfordert eine tiefe Spezialisierung. Deshalb ist die AETAS Kinderstiftung (nicht nur) bayernweit aktiv, um Fachkräfte zu unterstützen und fortzubilden. „Wir sind die älteste und größte Einrichtung dieser Art in Deutschland, Österreich und der Schweiz“, umreißt Simon Finkeldei. „Wir leisten jedes Jahr 400 bis 500 Stunden Weiterbildung, mal stehe ich vor 15 Leuten in einer Kita, mal vor 300 im Uni-Hörsaal.“ Auch anlassbezogen ist das AETAS-Team vor Ort. Zum Beispiel, wenn sich in einer Kita eine Erzieherin das Leben genommen hat. „Was hilft hochbelasteten Kindern, Jugendlichen und Familien zu welchem Zeitpunkt?“ Dass möglichst viele Fachkräfte passgenaue praktische Antworten auf diese Frage parat haben, ist ein Ziel der AETAS Kinderstiftung.  

Was leistet Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)?

Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) soll Belastungsfolgen vorbeugen (Prävention), weiteren Hilfs- oder Versorgungsbedarf frühzeitig erkennen und geeignete Hilfen bereitstellen, um Belastungen zu verarbeiten. Mehr erfahren: 

Fachbeiträge & Studien der AETAS Kinderstiftung 

Beratungsangebot für Fachkräfte 

Porträtfoto: Simon Finkeldei.

Einen plötzlichen, gewaltsamen Tod mitzuerleben, könne Kinder und Jugendliche langfristig schwer belasten, warnt Simon Finkeldei. Er informiert Fachkräfte im gesamten deutschsprachigen Raum über die Psychosoziale Notfallversorgung von Kindern und bietet Fortbildungen an.  

Auf einen Blick: Angebote der AETAS Kinderstiftung für Fachkräfte (bayernweit)

  • Unterstützung im Akutfall  
  • Fort- und Weiterbildung, Supervision und Coaching, Konzeptentwicklung 
  • Projekt „Kurswechsel“: Videos und Materialien mit Anleitungen zur Stabilisierung 
  • Aktuell im Aufbau: ein E-Learning-Programm mit Kursen und Seminaren 

AETAS Kinderstiftung: zum Angebot für Fachkräfte 

Materialien: das Projekt „Kurswechsel“

Anleitung zur Stabilisierung für Kinder, Jugendliche und ihr Umfeld 

Das Team der AETAS Kinderstiftung berät im Großraum München und darüber hinaus. Zusätzlich verfügbar sind die Materialien aus dem Projekt „Kurswechsel". Sie unterstützen Kinder und Jugendliche, Eltern und Bezugspersonen sowie Fachkräfte mit vielfältigen Infos, Checklisten und Anleitungen. 

Comics helfen Kindern durch Lebensstürme 

Videos, Comics (zum Download) und Audio-Anleitungen der AETAS Kinderstiftung helfen Kindern, traumatische Ereignisse zu bewältigen. Sie schildern am Beispiel eines „Seefahrerkindes“, wie sie sicher durch Lebensstürme segeln können, wie Leuchttürme Orientierung bieten – und was Kopf, Herz und Körper hilft, wenn Sturmschäden bleiben: von der Atemübung über die „innere Taschenlampe“ bis zur Fantasiereise. Die kleine Möwe „Möwi“ begleitet und unterstützt die Kinder in den Comics; sie steht für ihre inneren Stärken.  

Die Übungen helfen Kindern, ihre eigenen Stärken zu entdecken und für sich einzusetzen. Es gibt SOS-Übungen für den Notfall und solche, die Kinder über einen längeren Zeitraum trainieren, um zum Beispiel dunkle, kreiselnde Gedanken auf etwas Wohltuendes zu lenken. Kinder können die Übungen je nach Alter allein oder mit Anleitung (durch Eltern, Angehörige, Fachkräfte) durchführen. 

Infos, Checklisten und Anleitungen für Eltern, Bezugspersonen und Fachkräfte 

Erwachsene finden Hintergrundinfos: Wie „funktionieren“ Menschen eigentlich unter Stress? Was ist Selbstfürsorge, wie kann ich in belastenden Situationen (wieder) Stabilität finden? Wie kann ich in einer Krise zum „Leuchtturm“ für Kinder und Jugendliche werden, ihnen eine Verbindung und Orientierung geben? Was sind typische Anzeichen für Belastung bei Kindern und Jugendlichen? Wie kann ich sie im Notfall unterstützen? Hier können Sie direkt zu den Themen auf der Website der AETAS Kinderstiftung navigieren: 

„Unser Ziel: akutes Leid lindern, vorbeugen und schwerwiegende Folgen verhindern.“ 

Simon Finkeldei
Gruppenbild: Vier Personen stehen nebeneinander. Sie halten freundliche „Monster“-Kuscheltiere im Arm.

Hunderte liebevoll genähter und gehäkelter Trostmonster schlummern in der AETAS Kinderstiftung. Kommt ein Kind zur Beratung, darf es seines finden und behalten.  

Kinder in Krisen: Beratung & Hilfe finden

Die AETAS Kinderstiftung

Kinder oder Jugendliche haben einen plötzlichen und/oder gewaltsamen Tod miterlebt oder sind mitbetroffen? Die AETAS Kinderstiftung berät nach diesen und anderen hochbelastenden Akutereignissen im Großraum München. Unter der Telefonnummer  089 159 86 96-0 erhalten Sie Infos und Rat. Sie können auch anrufen, wenn Sie nicht sicher sind, welche die richtige Anlaufstelle ist. Im akuten Fall stellt die AETAS Kinderstiftung innerhalb von 24 Stunden einen persönlichen Kontakt her.  

Hier finden Sie alle Kontaktdaten der AETAS Kinderstiftung 

Das Projekt Kurswechsel unterstützt Familien und Fachkräfte bayernweit mit Materialien. Klicken Sie hier für Infos, Videos und Downloads: zum Projekt Kurswechsel 

FÜR KINDER, JUGENDLICHE, FAMILIEN & FACHKRÄFTE

    • Hier finden Sie Anlaufstellen, die Kinder und ihre Familien in Krisen unterstützen und Fachkräfte beraten.

    • 110
      Polizei-Notruf

      Akute Gefahr? Sofort die Polizei rufen!

    • AETAS Kinderstiftung

      Kinder-Krisenintervention: Unterstützung für Kinder und Jugendliche, Eltern und Bezugspersonen sowie Fachkräfte.

    • 0800 655 3000

      Die Krisendienste Bayern klären mit Ihnen die wichtigsten Fragen und zeigen mögliche Wege aus der Krise auf. Rasche Hilfe vor Ort leistet im Notfall ein mobiles Einsatzteam.

Tiefer einsteigen: Themenseiten

Auf unseren Themenseiten und im Blog bieten wir weitere Infos für Kinder, Jugendliche und Familien.