Illustration: Ein Mann fasst eine Frau an beiden Schultern und redet beruhigend auf sie ein.

Gaslighting

Von „Gaslighting“ spricht man, wenn jemand versucht, einen anderen Menschen gezielt zu verunsichern – bis zum völligen Zusammenbruch. Das Opfer kann schließlich nicht mehr zwischen Wahrheit und Schein unterscheiden. Namensgeber ist das Theaterstück „Gas Light“ von 1938. In diesem berühmten Drama treibt ein Mann mit grausamen Psychotricks seine Frau an den Rand des Zusammenbruchs.

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Definition

Was ist Gaslighting?

London im 19. Jahrhundert: Ein Ehepaar zieht in eine neue Wohnung. Bald kommt der Frau, Bella, einiges seltsam vor. Dinge verschwinden und tauchen an den seltsamsten Orten wieder auf. Hat sie selbst die wertvollen Stücke verlegt? Sie hört, wie nachts jemand im fest verschlossenen Dachboden herumschleicht. Und dann flackert auch noch die mit Gas gespeiste Zimmerlampe ... Ihr Ehemann und die Bediensteten gehen über Bellas Ängste hinweg. Bildet sie sich den Spuk nur ein? Bella ist rasend vor Sorge. Ihre Mutter war psychisch krank; sie fürchtet, dass auch ihr die Einweisung in eine Nervenheilanstalt droht.

Doch im dramatischen Finale stellt sich heraus: Bellas Ehemann Gregory steckt hinter den rätselhaften Vorfällen. Er wollte seine Frau in den Wahnsinn treiben, um an ihr Erbe zu gelangen. Er selbst suchte nachts auf dem Dachboden nach einem versteckten Schatz. Daher die Schritte! Und weil er bei seiner Suche das Gaslicht einschaltete, flackerten die Lampen im übrigen Haus.

Invalidierende Kommunikation

Eine wissenschaftliche Bezeichnung für Gaslighting ist: invalidierende Kommunikation. „Invalidieren“ bedeutet: entwerten. Wer einen anderen Menschen invalidiert, vermittelt ihm, dass seine Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen unwichtig oder falsch sind. Invalidierende Kommunikation kann Menschen erheblich verunsichern und psychisch belasten.

Ein Mann tröstet seine weinende Frau oder Partnerin.

Symbolbild: „Schatz, das hast du dir nur eingebildet ...“ Liebevolle Fürsorge oder gezielte Manipulation?? Opfer von Gaslighting trauen ihrer Wahrnehmung und ihrem Instinkt (ihrem „Bauchgefühl“) nicht mehr. Dadurch gewinnt der Gaslighter (= der Täter oder die Täterin) mehr und mehr Einfluss und Macht.

Vom Drehbuch ins Psychologie-Lehrbuch

Das Theaterstück „Gas Light“ feierte 1938 in London Premiere. Später wurde das Drama in den USA verfilmt und bescherte der Hauptdarstellerin Ingrid Bergman einen Oscar. Schließlich schaffte es der Begriff Gaslighting von Hollywood in die psychologischen Lehrbücher – neben dem Fachausdruck „invalidierende Kommunikation“. Heute nennen wir es Gaslighting, wenn jemand bewusst und gezielt die Selbstwahrnehmung eines Menschen erschüttert.

Man spricht von Gaslighting, wenn jemand bewusst und gezielt die Selbstwahrnehmung eines anderen Menschen erschüttert: durch Lügen, Verdrehungen, Unterstellungen. „War das wirklich so oder bilde ich mir das nur ein?“ – „Bin ich vielleicht wirklich hysterisch?“ Das Opfer zweifelt im Laufe der Zeit immer stärker an sich selbst. Gaslighting kann Menschen in schwere Krisen treiben und erheblich belasten, bis hin zu einer psychischen Erkrankung. Den Täter bzw. die Täterin beim Gaslighting nennt man „Gaslighter“, das Opfer „Gaslightee“.

Was für Menschen sind Gaslighter?

Es gibt kein konkretes Profil von Menschen, die zu dieser Form der emotionalen Misshandlung neigen. Männer und Frauen können Gaslighter und auch Opfer werden. Gaslighter haben oft zum Beispiel eine narzisstische Persönlichkeit. Ziele von Gaslighting können sein: den eigenen (vermeintlich geringen) Selbstwert zu erhöhen, Bestätigung durch andere zu erlangen und die emotionale Abhängigkeit des Gegenübers von sich selbst zu erreichen.

Wie gewinnen Gaslighter Macht? Zum Beispiel mit

  • Lügen („Liebling, natürlich war ich gestern die ganze Nacht zu Hause!“),
  • Unterstellungen („Du bist so nervös: Hast du schon wieder getrunken, mein Schatz?“),
  • erfundenen Vorwürfen („Du flirtest ständig mit dem Nachbarn!“),
  • Manipulation und Leugnen („Herr Meier, kein Mensch war an Ihren Dateien!“),
  • vorgeschobener Sorge („Lena, du wirkst so unkonzentriert in letzter Zeit: Geht es dir schlecht?“),
  • vermeintlicher Fürsorge („Mäuschen, wenn du dich dick fühlst, bleib lieber zu Hause, dann lachen dich die anderen nicht aus.“).

Gaslighting ...

  • schürt gezielt Selbstzweifel.
  • hilft dem Täter oder der Täterin, mehr und mehr Macht über das Opfer zu gewinnen.
  • funktioniert nur, wenn das Opfer dem Täter oder der Täterin vertraut: in der Familie, in der Ehe oder Partnerschaft, in einer Freundschaft oder beruflichen Beziehung.
  • entwickelt sich über einen langen Zeitraum hinweg. Oft stellen die Opfer erst nach Jahren fest, dass sie systematisch manipuliert (= von jemand anderem beeinflusst und „gesteuert“) wurden.
  • fliegt auf, wenn sich Unbeteiligte auf die Seite des Opfers stellen. Deshalb achten Gaslighter darauf, dass es keine Zeuginnen und Zeugen gibt, die ihre Lügen und Verdrehungen entlarven können.
Beispiele

Gaslighting zu Hause und am Arbeitsplatz

Was kann ich tun?

So wehren Sie sich gegen Gaslighting

Sie haben „so ein komisches Gefühl“ in einer privaten oder beruflichen Beziehung? Irgendetwas nagt an Ihrem Vertrauen gegenüber einer bestimmten Person? Sie fürchten, dass ein nahestehender Mensch Sie manipulieren will, also: Sie dazu bringen will, etwas zu glauben, wovon Sie nicht überzeugt sind?

  • Vertrauen Sie vor allem sich selbst. Glauben Sie an das, was Sie sehen, woran Sie sich erinnern.
  • Führen Sie ein Tagebuch. Darin können Sie im Zweifelsfall nachblättern: „Ist das wirklich so passiert, wie er oder sie es behauptet?“
  • Geben Sie dem Gaslighter ein klares Stoppsignal: „Ich weiß, dass ich recht habe. Und jetzt beenden wir dieses unsinnige Gespräch!“
  • Entfernen Sie sich möglichst vom Täter oder der Täterin. Suchen Sie Abstand.
  • Sprechen Sie mit einem Menschen, der Sie gut kennt, über Ihre Zweifel.
  • Oder: Lassen Sie sich von einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten unterstützen. Im Gespräch mit Fachleuten gewinnen Sie Sicherheit. Und Sie können sich stärken, um den nächsten „Gaslight“-Angriff zu erkennen und abzuwehren.
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GASLIGHTING: BERATUNG & HILFE

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