
Häusliche Gewalt
Häusliche Gewalt nennt man Gewalt, die in der Ehe, Partnerschaft oder Familie stattfindet – oder auch zwischen Menschen, die nach einer Trennung nicht mehr unter einem Dach leben. Häusliche Gewalt kommt in allen Gruppen unserer Gesellschaft vor, ganz unabhängig zum Beispiel vom Einkommen, der Bildung oder dem Alter.
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Was ist häusliche Gewalt?
Häusliche Gewalt liegt vor, wenn die Gewalt zwischen Personen stattfindet, die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Sie liegt auch vor, wenn sie unabhängig von einem gemeinsamen Haushalt innerhalb der Familie oder in aktuellen oder ehemaligen Partnerschaften geschieht.
Damit beinhaltet die Häusliche Gewalt zwei Ausprägungen, nämlich die Partnerschaftsgewalt und die innerfamiliäre Gewalt. Bei der Partnerschaftsgewalt werden die Opfer und Tatverdächtigen betrachtet, die in einer partnerschaftlichen Beziehung waren oder sind, bei der innerfamiliären Gewalt die Opfer und Tatverdächtigen, die in einer verwandtschaftlichen Beziehung zueinander stehen.
Formen von häuslicher Gewalt:
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körperliche (= physische) Gewalt
Beispiele: schlagen, einsperren, nichts zu essen geben.
Mehr erfahren: zur Themenseite „körperliche Gewalt" - psychische (= seelische) Gewalt
Beispiele: beleidigen, demütigen („Du machst nie etwas richtig! Du bist nichts wert! Du bist krank! Du bist ein Versager!“) oder bedrohen.
Mehr erfahren: zur Themenseite „psychische Gewalt“
- sexualisierte Gewalt
Beispiele: mit sexuellen Anspielungen bedrängen, auf unerwünschte Art berühren oder sie/ihn zum Sex zwingen.
Mehr erfahren: zur Themenseite „sexualisierte Gewalt“<intern>
Häusliche Gewalt hat oft das Ziel, Macht zu gewinnen und dauerhaft Kontrolle auszuüben. Meist geschieht sie nicht nur einmal, sondern immer wieder.
Typisch: Der Täter oder die Täterin gibt sich reuig und verspricht, sich zu ändern – und übt doch immer wieder Gewalt aus. Häusliche Gewalt ist kein einzelner „Ausrutscher“, sondern geschieht in Serie und hat oft Methode.
Häusliche Gewalt: 700 Opfer pro Tag
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland 256.276 Opfer Häuslicher Gewalt (Quelle: Bundeslagebild häusliche Gewalt des BKA 2023), das sind 700 Opfer pro Tag.
Frauen und Mädchen sind besonders oft betroffen. In Bezug auf häusliche Gewalt waren ca. 70% der Opfer weiblich. Oft handelt sich hierbei um geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen, also um Gewalt, die sich gegen eine Person richtet, weil sie einem bestimmten Geschlecht angehört. Mehr erfahren: zur Themenseite „Gewalt gegen Frauen“
Doch: Auch Männer können betroffen sein. Mehr erfahren: zur Themenseite „Gewalt gegen Männer"
Auch Kinder können von häuslicher Gewalt betroffen sein. Selbst oder wenn sie miterleben, wie in der Familie Gewalt ausgeübt wird. Mehr erfahren: zur Themenseite „Gewalt gegen Kinder und Jugendliche"

Symbolbild: Dauerstreit, Konflikte und Gewalt zwischen den Eltern belastet auch die Kinder oft schwer.
Typisch: 8 Merkmale von häuslicher Gewalt
Häusliche Gewalt: keine Privatsache
Es gibt zwar im Strafgesetzbuch keinen eigenen Paragrafen zu häuslicher Gewalt. Doch viele Formen von häuslicher Gewalt stehen unter Strafe, von der Körperverletzung (§ 223 StGB) bis zum Stalking (Nachstellung, § 238 StGB). Häusliche Gewalt ist keine Privatsache!
Auch die Vergewaltigung (§ 177 StGB) in der Ehe oder Partnerschaft ist eine Form häuslicher Gewalt.
Das Gewaltschutzgesetz stärkt den Schutz betroffener Personen und zieht zugleich die Täter und Täterinnen zur Verantwortung. Kontakt-, Näherungs- und Belästigungsverbote zeigen klare Grenzen auf. Für die Täter und Täterinnen gilt: Wer zuschlägt, muss die Wohnung verlassen.
Infos zum Gewaltschutzgesetz
Hier können Sie Folder mit Infos zu Ihren Rechten und Ihrem Schutz nach dem Gewaltschutzgesetz herunterladen: Folder „Häusliche Gewalt?” (PDF) herunterladen
Tabuthema häusliche Gewalt
Häusliche Gewalt ist oft noch ein Tabu. Wer auf der Straße angegriffen wird, von einer oder einem Fremden, ruft um Hilfe und erstattet Anzeige. Doch soll eine Frau zugeben, dass ihr Mann sie schlägt? Der Sunnyboy, der in der ganzen Nachbarschaft beliebt ist? Der Traummann, den sie noch immer liebt, trotz allem? Soll ein Mann offenbaren, dass er von seiner Partnerin gequält und gedemütigt wird, jeden Tag? Das passiert doch nur anderen! Nicht der starken Frau, dem starken Mann! Das passt doch nicht in die Vorstellung von der heilen Familie!
„Ich bin ja selbst schuld.“
„Das war sicher nur ein Ausrutscher.“
„Er/sie hat mir versprochen, dass es nie wieder passiert.“
„Was sollen denn die Nachbarn denken?“
„Sie/ihn verlassen? Wir haben doch Kinder!“
„Er/sie liebt mich doch!“
„Alleine komme ich nicht zurecht. Ich bleibe lieber.“
(Warum viele Menschen oft jahrelang Gewalt erleiden, statt Hilfe zu suchen.)Häusliche Gewalt: reden hilft!
Sie können mithelfen, das Tabu zu brechen. Wie? Ganz einfach: indem Sie über häusliche Gewalt sprechen. In der Familie, im Freundeskreis, in den sozialen Medien. Reden Sie darüber, dass häusliche Gewalt überall geschehen kann: in „den besten Kreisen“, auch in Ihrer Nachbarschaft. Und wenn Sie den Verdacht haben, dass jemand in Ihrem Umfeld Gewalt erleidet: Trauen Sie sich und sprechen Sie die Person an. Bieten Sie ein offenes Ohr und Unterstützung an. Anlaufstellen finden Sie unten in der HILFE-Box.

Symbolbild: Häusliche Gewalt stoppen: Es gibt in Bayern zahlreiche Beratungs- und Hilfeangebote.
Tipp für Fachkräfte
Schutz und Hilfe bei Häuslicher Gewalt: Ein interdisziplinärer online Kurs für Fachkräfte
HÄUSLICHE GEWALT: BERATUNG & HILFE
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Sie erleben häusliche Gewalt? Sie sorgen sich um einen Menschen in Ihrer Nachbarschaft oder Ihrem Umfeld? Hier finden Sie Anlaufstellen:
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110
Sie werden akut bedroht? Oder jemand in Ihrem Umfeld? Rufen Sie sofort die Polizei.
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Beauftragte der Polizei
Die Beauftragten der Polizei für Kriminalitätsopfer (BPfK) in Bayern beraten und unterstützen.
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Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“
Hotline: 116 016 (täglich rund um die Uhr). Beratung auch per E-Mail und Chat, in 18 Fremdsprachen, Leichter Sprache und Gebärdensprache.
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Nummer gegen Kummer
Hotline für Kinder und Jugendliche: 116 111
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Jugendämter und Beratungsstellen
Jugendämter, Erziehungsberatungsstellen und die bke-Onlineberatung unterstützen vor Ort.
Zur bke-Onlineberatung -
Hilfetelefon „Gewalt an Männern“
Bayernweite Hotline: 0800 1239900
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Strong! LGBTIQ* Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt
Bayernweite Hotline: 0800 00 112 03
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Zum Hilfe-Finder
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Jugendämter und Beratungsstellen
Häusliche Gewalt hat viele Gesichter. Hier finden Sie Infos zu Formen von Gewalt, die auch im häuslichen Umfeld und in der Partnerschaft vorkommen.