Im Freien: Mehrere Frauen stehen mit erhobenem Arm auf einer Bühne. Auch das Publikum hebt die Arme.

One Billion Rising München: Kraft für Frauen und Mädchen

Jeder dritten Frau auf dieser Welt widerfährt in ihrem Leben Gewalt. Die weltweite Initiative One Billion Rising (OBR, deutsch: „Eine Milliarde erhebt sich“) will mit Aktionen auf die Situation von Frauen aufmerksam machen und zugleich Frauen (be-)stärken. In München gibt One Billion Rising München e. V. Frauen eine Bühne und erreicht mit kreativen Ideen eine breite Öffentlichkeit.

Über „One Billion Rising“

Die weltweite Kampagne „One Billion Rising“ gegen Gewalt und für Empowerment 

Einer von drei Frauen weltweit widerfährt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche Gewalt und/oder sexualisierte Gewalt. Gemessen an der derzeitigen Weltbevölkerung sind dies etwa eine Milliarde Frauen und Mädchen („One Billion“). Sie leben überall auf der Welt – auch in unserer Nachbarschaft: Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit 119.164 Fälle von Partnerschaftsgewalt gegen Frauen erfasst (Quelle: Partnerschaftsgewalt. Kriminalstatistische Auswertung 2020).

Menschen, die diese Gewalt nicht mehr hinnehmen wollen, sind eingeladen, sich weltweit bei One Billion Rising zu engagieren. Gestartet wurde die Initiative 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler. Jedes Jahr am Valentinstag (14. Februar) drücken Menschen weltweit ihren Protest aus. Sie wollen eine Milliarde („One Billion“) sichtbar machen und Gewalt gegen Frauen und die damit einhergehende Ungerechtigkeit, die gewaltbetroffene Frauen erleiden müssen, in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Im Tanz drücken sie Freude und Gemeinschaft aus und feiern, dass die Gewalt sie nicht besiegt hat. Sie erheben sich, um zu zeigen, dass sie ein neues Bewusstsein schaffen wollen, in dem Gewalt so lange widerstanden wird, bis sie undenkbar ist. Ausgerechnet am Valentinstag, dem Tag der Verliebten? Ja. Sie wollen dem traditionellen Brauch des Valentinstags die Idee von Selbstliebe, gesunden Beziehungen und wohltuender Sexualität entgegensetzen.

Inzwischen sind Frauen und Mädchen in rund 200 Ländern in „One Billion Rising“-Gruppen aktiv, in Deutschland engagieren sich Initiativen in etwa 200 Städten und Gemeinden. Die Aktivitäten reichen längst weit über die jährlichen Flashmobs hinaus. Und sie eröffnen immer neue Blickwinkel, auch auf Themen wie Armut oder die Ausbeutung der Natur, die eng mit der Gewalt gegen Frauen verknüpft sind.  

Mehr erfahren: zur (englischsprachigen) Website von „One Billion Rising“

Was bedeutet Empowerment?

„Empowerment“ bedeutet: Man hilft einem Menschen, die eigenen Stärken zu erkennen und für sich zu nutzen – und zwar selbstständig und selbstbestimmt. One Billion Rising will Frauen und Mädchen darin bestärken, Ausgrenzung, Benachteiligung und Gewalt nicht hinzunehmen. Unter anderem, indem sie das weibliche Selbstbild stärken, sie über ihre Rechte und Möglichkeiten aufklären und über Anlaufstellen in ihrer Nähe informieren.

Im Porträt ...

Romy Stangl und Alexandra Kugge, Vorstandsfrauen bei OBR München 

In München ist One Billion Rising nicht nur eine Initiative, sondern ein eingetragener Verein. Alexandra Kugge und Romy Stangl sind im Vorstand. Alexandra Kugge engagierte sich früher in der Flüchtlingshilfe. Auch dort kam sie mit Fragen der Gewalt in Berührung und stieg immer tiefer ins Thema ein. Eine Fernsehsendung über One Billion Rising gab ihr den entscheidenden Impuls: Sie begann sich für One Billion Rising zu engagieren und ist Mitinitiatorin des 2017 gegründeten One Billion Rising München e. V. 

Romy Stangl war mehrmals in ihrem Leben von Gewalt im sozialen Nahfeld betroffen. Motiviert von der weltweiten Me-Too-Bewegung sprach sie am 14. Februar 2018 am One Billion Rising Day in München auf der Bühne zum ersten Mal über ihre Geschichte. Die positiven Reaktionen ermutigten sie, diesen Weg weiterzugehen. Heute macht sie sich für die Rechte und das Empowerment von Frauen und Kindern stark. Sie ist als Aktivistin bei TERRE DES FEMMES ehrenamtlich tätig und seit 2019 Vorstandsfrau von One Billion Rising München. Außerdem engagiert sie sich bei UN Women Deutschland für die Rechte von Frauen weltweit. Überdies begleitet sie ehrenamtlich Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, auf ihrem Weg aus dieser Situation.

Porträtfoto: Alexandra Kugge.

Alexandra Kugge, Vorstandsfrau des One Billion Rising München e. V.

Porträtfoto: Romy Stangl.

Romy Stangl, Vorstandsfrau und Vorstandssprecherin des One Billion Rising München e. V. 

Beide Vorstandsfrauen sind berufstätig; Alexandra Kugge ist Buchsetzerin, Romy Stangl ist Angestellte im Öffentlichen Dienst. Ihr Einsatz für One Billion Rising München e. V. – beide schätzen: rund 20 bis 25 Stunden pro Woche – ist rein ehrenamtlich. Daneben engagieren sie sich für weitere Initiativen für Frauen, Kinder und Jugendliche.

One Billion Rising München e. V.: Aktivitäten

„Wir wollen nicht nur mit einer Aktion pro Jahr Aufmerksamkeit wecken, sondern das ganz Jahr über“, sagt Alexandra Kugge. Deshalb gründeten die OBR-Frauen 2017 den Verein One Billion Rising München e. V. Als eingetragener Verein arbeiten sie wirkungsvoller – und sind förderfähig. Die Stadt München unterstützt den Verein mit Fördergeldern, zusätzlich sammeln sie Spenden. One Billion Rising München e. V. unterstützt gewaltbetroffene Frauen und Mädchen, betreibt Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, setzt sich für die Gewaltvorbeugung (= Prävention) und den Gewaltschutz ein, arbeitet mit Anlaufstellen für Frauen zusammen, mit der Polizei – und auch mit Angeboten der Täterarbeit. Die Frauen von One Billion Rising München e. V. ...

  • entwickeln gemeinsam mit Fachleuten Infoflyer und Hilfekarten und stellen diese Betroffenen, der Stadt München, Initiativen und Fachberatungsstellen kostenlos zur Verfügung. Die handlichen Karten geben Frauen und Mädchen wichtige Informationen und Anlaufstellen an die Hand, von der Beratung und Zufluchtsmöglichkeit bei häuslicher Gewalt bis zur Hilfe bei (drohender) Zwangsheirat oder weiblicher Genitalverstümmelung (FGM).
  • halten Vorträge zu den verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, um hier ein Bewusstsein zu schaffen, sowie zur Präventionsarbeit für und mit Kindern und Jugendlichen.
  • arbeiten mit Theatern und Kinos in München zusammen, um bei Ausstellungen, Vorträgen und Podiumsdiskussionen mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen und Menschen zu sensibilisieren. 
  • veranstalten monatliche (Online-)Treffen. Hier berichten einzelne Frauen, Initiativen und Organisationen über ihre vielfältige Arbeit gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Ein wichtiges Ziel: Austausch und Vernetzung.
  • wecken Aufmerksamkeit mit einem jährlichen Tanz-Flashmob und der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“. Mehr über die Aktionen erfahren Sie unten!
  • entwickeln immer neue Ideen und Konzepte, zum Beispiel für Selbsthilfegruppen vor Ort, Facebook-Gruppen und Präventionsangebote.
Aufmerksamkeit wecken!

14. Februar: Flashmob und Bühnenprogramm

Mit einem Tanz-Flashmob, vielfältigen und inklusiven Tanzgruppen, Musik, Slam-Poetry sowie Referaten zu den unterschiedlichen Formen der Gewalt und über Präventionsmöglichkeiten erreicht One Billion Rising München jedes Jahr am Valentinstag (14. Februar) in München viele Menschen. Sie stehen gemeinsam auf: für ein Ende der Gewalt an Frauen und Mädchen, für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Sicherheit. Hierzu bieten sie im Vorfeld kostenlose Präsenz- und Online-Tanztrainings an. Hier finden Sie Infos über zurückliegende und kommende Veranstaltungen: Aktions-Infos von One Billion Rising München

Was ist ein Flashmob?

Ein Flashmob ist eine Gruppe von (einigen oder vielen, teilweise Hunderten) Menschen, die sich blitzartig (englisch: Flash = Blitz) zusammenfinden und mit einer gemeinsamen kreativen Aktion die Passantinnen und Passanten überraschen. Flashmobs führen einen einstudierten Tanz auf, spielen ein Orchesterstück oder singen. Oder: Sie klatschen, lachen, lassen sich gleichzeitig auf den Boden fallen... Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manche Flashmobs möchten einfach unterhalten, andere – wie die von One Billion Rising – wollen Aufmerksamkeit für ein Thema wecken. Organisiert werden Flashmobs online.

Flashmob auf dem Münchner Karlsplatz: Eine Gruppe von Frauen tanzt mit hochgereckten Armen.

„Break the Chain“ heißt der Song der Initiative One Billion Rising, zu dem viele Menschen tanzen, weltweit und auch in München. Der Text soll das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl von Frauen stärken und ruft zur Solidarität auf. Song „Break the Chain“: zum YouTube-Video. Inzwischen gibt es auch eine deutschsprachige Coverversion. Song „Spreng die Ketten“: zum YouTube-Video

25. November: Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“

Wie macht man die vielfache Gewalt gegen Frauen zum Gesprächsthema am Frühstücks- und Brotzeittisch? Indem man Infos auf Brottüten druckt! Diese pfiffige Idee übernahmen die Münchner Aktivistinnen von einer Initiative in Hamburg. „Im ersten Jahr sind wir noch von Bäckerei zu Bäckerei gezogen und haben 2.000 Tüten verteilt“, erinnert sich Romy Stangl lachend. „Im zweiten Jahr haben wir die Bäckerinnung München angesprochen. Deren Geschäftsführerin Claudia Krüger-Köck war sofort begeistert.“ 2021 verteilte One Billion Rising München in Kooperation mit der Bäckerinnung München stolze 200.000 Brottüten an 132 teilnehmende Bäckereifilialen. Rund um den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November) gingen die Tüten weg wie die warmen Semmeln; gleichzeitig lief in den Bussen und Bahnen im Raum München der Imagefilm „Nicht wegsehen“ von OBR München.  

Aktionen wie diese erreichen auch Menschen, die bislang dachten: Gewalt (be-)trifft nur die anderen. Doch Gewalt geschieht überall, in allen gesellschaftlichen Gruppen, oft auch direkt nebenan. One Billion Rising München e. V. möchte nicht nur gewaltbetroffene Frauen stärken, sondern viele Menschen dafür sensibilisieren, beim Verdacht auf Gewalt hinzuhören, hinzuschauen und zu handeln. „Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft endlich erkennt: Häusliche Gewalt ist kein Kavaliersdelikt. Und sie ist auch kein Schicksal einzelner Menschen, sondern sie wohnt mitten unter uns, sie ist eine Tatsache. Deshalb können wir ihr nur gemeinsam begegnen. Es ist Zeit für Zivilcourage, um betroffene Frauen zu verstehen und ihnen eine Hand zu reichen. Lasst uns deshalb genau hinsehen und handeln, wenn Hilfe gefragt ist“, fordert Romy Stangl.

Eine Brottüte mit einem Bild und Infos zu Gewalt gegen Frauen.

„Gewalt kommt nicht in die Tüte“: Mit diesem Motto und Infos zu Gewalt gegen Frauen lässt One Billion Rising München jedes Jahr im November Brottüten bedrucken. Sie gehen zu Tausenden über die Bäckereitheken und sorgen für Gesprächsstoff am Frühstücks- und Brotzeittisch. 

Wir können nicht von heute auf morgen die Welt verändern. Doch wir können uns und unsere Mitmenschen dazu bewegen, den Blick auf die Welt zu ändern und Gewalt an Frauen als das zu sehen, was es ist: eine Menschenrechtsverletzung, die wir nicht länger hinnehmen dürfen.

Romy Stangl, Vorstandssprecherin von One Billion Rising München

Auf einen Blick: One Billion Rising München e. V.

  • ... ist keine Beratungsstelle, sondern möchte für gewaltbetroffene Frauen „eine Brücke zur aktiven Hilfe“ (Romy Stangl) sein.
  • setzt sich für die Gewaltvorbeugung und den Gewaltschutz ein.
  • möchte das Thema Gewalt aus der Tabu-Ecke holen und alle Menschen in und um München aufmerksam machen, unter anderem mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen.
  • steht allen Menschen in München offen, die hier unterstützen möchten. 

Weiterlesen, mehr erfahren:

Informieren Sie sich hier über ...

Gewalt gegen Frauen

Häusliche Gewalt

Sexualisierte Gewalt

Weibliche Genitalverstümmelung (FGM)

Zwangsheirat

GEWALT GEGEN FRAUEN & MÄDCHEN: BERATUNG & HILFE

    • 110

      Sie werden akut bedroht? Oder jemand in Ihrem Umfeld? Rufen Sie sofort die Polizei.

    • Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen

      Hotline (bundesweit) 116 016 (täglich rund um die Uhr). Beratung auch per E-Mail und Chat, in 17 Fremdsprachen, Leichter Sprache und Gebärdensprache.

    • Frauenhäuser: Beratung & Hilfe für Frauen

      Wenn Frauen zu Hause von FGM oder anderer Gewalt bedroht sind, finden sie auch vorübergehend Zuflucht und Schutz in einem Frauenhaus. Hier finden Sie Anlaufstellen in Ihrer Nähe.

    • Jugendämter: Hilfe für Mädchen

      Jugendämter unterstützen und schützen betroffene Mädchen. Auch als Angehörige, Lehr- oder Fachkraft können Sie sich ans Jugendamt werden. Hier finden Sie Jugendämter in Ihrer Nähe.

    • Zum Hilfe-Finder

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